In meiner Praxis begegne ich häufig Menschen, die sich in ihrer Haut aus diffusen Gründen nicht ganz wohl fühlen. Sie fühlen sich oft überwältigt von der Welt um sie herum, reagieren intensiver auf Geräusche, Gerüche oder Stimmungen und haben das Gefühl, irgendwie anders zu sein. Oft sind diese Menschen besonders kreativ, einfühlsam und intuitiv, aber auch leicht überstimuliert und in einem ganz besonderen Maße und auf ganz besondere Art und Weise sensibel – hochsensibel.
Ein angeborenes Merkmal
Hochsensibilität ist ein angeborenes Merkmal, das etwa 15% der Menschen betrifft und sie die Welt intensiver erleben lässt. Dies geschieht nicht etwa, weil hochsensible Personen eine erhöhte Sinneswahrnehmung haben, sondern weil besondere Eigenschaften ihres Gehirns Informationen intensiver verarbeiten, bevor eine Reaktion erfolgt. Dies führt zu einer Vielzahl von beobachtbaren Verhaltensweisen und kann den Alltag und auch die Beziehungen der Betroffenen stark beeinflussen.
Verwechslungsgefahr
Hochsensibilität kann auf den ersten Blick mit psychischen Störungen wie z.B. Angststörungen verwechselt werden. So können hochsensible Menschen beispielsweise Schwierigkeiten in Situationen haben, die überwältigende Reize mit sich bringen. Auf Außenstehende kann es ängstlich oder übertrieben vorsichtig wirken, wenn diese Aktivitäten gemieden werden. Leicht wird übersehen, dass das Verhalten hochsensibler Menschen in der Regel eine angemessene Reaktion auf ihre intensivere Wahrnehmung ist und nicht unbedingt auf eine unverhältnismäßige Angst – oder gar Angststörung – hinweist. Es ist wichtig zu wissen, dass es sich bei der Hochsensibilität um ein Merkmal handelt und nicht um eine psychische Störung. Wobei natürlich auch Hochsensible eine solche Störung entwickeln können.
Der lange Weg zur Diagnose
Durch diese Ähnlichkeit der Symptome kann es leicht dazu kommen, dass erst im Laufe einer Psychotherapie an die Diagnose Hochsensibilität gedacht wird. So ist es für Betroffene oft eine große Erleichterung, wenn nach langen, wenig erfolgreichen Psychotherapien die richtige Diagnose gestellt wird. Die Art der therapeutischen Unterstützung kann nun passgenauer und zielführender gewählt werden.
Psychotherapie kann helfen
Psychotherapie kann eine wichtige Rolle beim Umgang mit Hochsensibilität spielen. Sie kann Betroffenen helfen, ihre einzigartigen Fähigkeiten besser zu verstehen und Ihnen Methoden an die Hand geben, besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen.
Hypnosetherapie
Ein Ansatz, der besonders hilfreich sein kann, ist die Hypnosetherapie. Hypnosetherapie ist eine Therapieform, die das Unterbewusstsein anspricht, um Veränderungen auf einer tieferen Ebene zu bewirken. So kann sie helfen, die Wahrnehmung von Überstimulation zu reduzieren, um belastende Situationen besser zu bewältigen, anstatt sich von ihnen überwältigen zu lassen.
Schlussgedanken
Es ist wichtig, dass wir Hochsensibilität besser verstehen und schätzen, um diejenigen, die dieses Merkmal besitzen, besser unterstützen zu können. Denn Hochsensibilität ist kein Fluch sondern ein Geschenk, das nur darauf wartet, verstanden und geschätzt zu werden.